„DU BIST, WAS DU ISST“
Die Ernährung wirkt sich unmittelbar auf alle Körperprozesse aus. Eine antientzündliche Kost kann nachhaltig dazu beitragen, die Gesundheit zu verbessern. Hierbei werden gezielt entzündliche Trigger aus der Ernährung verbannt, wobei stets eine individuelle Betrachtung notwendig ist. Es gibt jedoch Nahrungsmittel, die bei jedem Menschen eine entzündliche Reaktion hervorrufen und deshalb reduziert werden sollten. Unstrittig ist das Thema Zucker. Auch Gluten sollte gemieden werden, da es zu einer erhöhten Zonulin-Ausschüttung führt. Milchprodukte in größeren Mengen können ebenfalls Entzündungsprozesse anfeuern. Dies kann jedoch nur der Anfang sein, denn jedes Lebensmittel kann unser Immunsystem irritieren und eine entzündliche Reaktion hervorrufen!
Wie Nahrung den Körper triggert
Der Körper kann auf zwei Arten auf ein Nahrungsmittel reagieren: immungesteuert und nicht- immungesteuert.
Das heißt, der Körper kann zum einen ein Lebensmittel nicht reibungslos verdauen, weil das Immunsystem darauf reagiert. Im zweiten Fall führt ein Lebensmittel zu Beschwerden, weil ein anderer Mechanimus (z.B. Enzymmangel) die Verdauung erschwert.
Nahrungsmittelintoleranzen
Zu den nicht-immungesteuerten Reaktionen zählen die sogenannten Nahrungsmittelintoleranzen: Der Körper reagiert ohne Beteiligung des Immunsystems. Dies trifft zum Beispiel auf die Laktoseintoleranz zu. Betroffene leiden hierbei an einem Laktasemangel (Enzym), wodurch die aufgenommene Laktose (Milchzucker) nicht abgebaut werden kann. Der nicht aufgenommene Milchzucker gelangt in den Dickdarm und dient den dortigen Bakterien als Nahrung. Die dabei anfallenden Stoffwechselprodukt lösen die typischen Beschwerden wie Blähungen, Durchfall, Übelkeit, Bauchkrämpfe und Erbrechen aus, was in einem weiteren Schritt zu entzündlichen Prozessen führen kann.
Nahrungsmittelallergien
Nahrungsmittelallergien sind immungesteuert und äußern sich häufig unmittelbar nach dem Verzehr eines bestimmten Lebensmittels. Mediziner sprechen von einer IgE-gesteuerten Typ-1-Reaktion. Die Beschwerden können extrem sein. Beispielsweise kann der Verzehr einer Erdnuss bei einer Erdnussallergie sofort zu Atemnot, Kreislaufbeschwerden, Verdauungsstörungen sowie Schwellungen im Mund- und Rachenraum führen. Schlimmstenfalls tritt ein anaphylaktischer (allergischer) Schock ein, der sogar tödlich enden kann. Oft wissen Betroffene deshalb, auf welche Lebensmittel sie allergisch reagieren und meiden diese bereits intuitiv.
Nahrungsmittelsensitivitäten
Von den Nahrungsmittelallergien muss die Nahrungsmittelunverträglichkeit/ -sensitivität abgegrenzt werden. Dabei handelt es sich um eine immungesteuerte, oft verzögerte Reaktion auf ein Nahrungsmittel. Die Reaktion wird nicht über IgE-Antikörper, sondern über IgA- oder IgG-Antikörper vermittelt. Die Symptome einer Nahrungsmittelunverträglichkeit können sehr vielfältig sein und zeitverzögert auftreten. Eine Weizensensitivität kann sich beispielsweise erst mehrere Tage nach dem Verzehr bemerkbar machen. Treten dann Symptome wie Brain Fog („Gehirnnebel“) oder Bauchschmerzen auf, ist es schwer, aufgrund der vielen unterschiedlichen aufgenommenen Nahrungsmittel Weizen als den „Übeltäter“ zu identifizieren.
Folgende Symptome schreibt man Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu:
SYSTEMISCH:
Fieber
Müdigkeit
Schwitzen
Gänsehaut/Frösteln
Schwäche
Verminderte Leistungsfähigkeit
VERDAUUNGSAPPARAT:
Bauchschmerzen
Blähungen
Übelkeit
Erbrechen
Durchfall
ATMUNG:
Nahrungsmittel-induzierte Bronchitis oder Asthma
MUSKELN/GELENKE/KNORPEL/BINDEGEWEBE:
Nahrungsmittel-induzierte Arthritis
Schmerz
Steifheit
Schwellungen
HAUT:
Jucken
Ausschlag
Nesselsucht
Verdickung
Röte
Schwellung
Ekzeme/Psoriasis
GEHIRN:
Brain Fog
Das Gefühl, unorganisiert und unkonzentriert zu sein
Verhaltensstörungen
Ursachen für die Entstehung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Stress ist der Hauptverursacher von Verdauungsstörungen. Ein sympathikotoner Dauerzustand (Dauerstress) reduziert nachhaltig die Verdauungsleistung. Dies verursacht einen Magensäuremangel und eine verlangsamte Darmperistaltik (Darmbewegung). Die Nahrung bleibt zu lange im Magen und wird unverdaut in den Darm weitergetragen, was die Schleimhäute des Verdauungstrakts massiv reizt. Der Darm wird durch diese permanente Reizung porös, es entsteht eine erhöhte Durchlässigkeit. Möglicherweise sogar ein Leaky-Gut-Syndrom.
Diese (teilweise) unverdauten Nahrungsbestandteile können durch die gestörte Darmwandbarriere hindurchtreten und beim Übergang ins Blutsystem eine Immunreaktion hervorrufen. Dies führt zu einer massiven Produktion von Antikörpern, welche die typischen Symptome einer Nahrungsmittelunverträglichkeit auslösen können. Das Immunsystem wird dauerhaft getriggert und ist pausenlos in Alarmbereitschaft. Eine Silent-Inflammation („Stille Entzündung“) entsteht. Normale Verdauungsprozesse und eine funktionale Darmschleimhaut sind jedoch elementar für eine stabile Gesundheit.
Leaky Gut
Die Ursachen für einen Leaky Gut (= „durchlässiger Darm“) sind vielfältig. Zu nennen sind hier beispielsweise:
• Vitamin D-Mangel
• Medikamente wie Magensäureblocker, nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR/NSAID), selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI), Hormone, Anti-Baby-Pille, Chemotherapie, Antibiotika
• Mikrobielles Ungleichgewicht im Darm
• Mikrobielle Fehlbesiedlungen
• Fehlender Kontakt zu Schmutz und Keimen im Alltag
• Zonulin: Gluten stimuliert die Ausschüttung von Zonulin, welches die „Schleusen der Darmschleimhaut“ öffnet
• Stress
• Stark verarbeitete Lebensmittel
• Gifte und Chemikalien
• Nährstoffmängel
• Ineffektive Verdauungsprozesse
• Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Verdauung
Damit Nahrungsmittel vom Immunsystem nicht als Antigen erkannt werden, ist eine effiziente Verdauung unabdingbar. Die Nahrung muss in kleinste Moleküle zerlegt werden. Dabei ist das Kauen ein häufig unterschätzter Einflussfaktor, denn Verdauung beginnt im Mund! Beim Kauen wird die Nahrung mit Amylase (Verdauungsenzym) vermengt und in kleine Stücke zerbrochen.
Auch das vegetative Nervensystem spielt eine entscheidende Rolle: Stresssituationen beeinträchtigen die Verdauungsleistung stark. Es ist deshalb wichtig, genügend Zeit für das Essen einzuplanen und Entspannungsübungen in den Alltag zu integrieren. Einige tiefe Atemzüge vor der Nahrungsaufnahme stellen den Körper auf die kommende Verdauung ein.
Gründliches Kauen und Entspannung sind die einzigen Möglichkeiten, die Verdauung willentlich positiv zu beeinflussen. Denn nach dem Zerkleinern der Nahrung im Mund ist die Effizienz des Verdauungsprozesses stark von der Fähigkeit des Körpers abhängig, genügend Mengen folgender Substanzen zu bilden:
• HCL und Pepsin
• Verdauungsenzyme
• Gallenflüssigkeit
Nur wenn dieser Prozess optimal verläuft, kommt der Nahrungsbrei ausreichend verdaut im Dünndarm an, um anschließend über die Darmwand aufgenommen zu werden. Verläuft der Verdauungsprozess jedoch unzureichend, kann selbst das gesündeste Lebensmittel in seiner nicht ausreichend verdauten Form zum Trigger werden und eine entzündliche Reaktion hervorrufen.
Neben einer guten Ess-Hygiene können Supplemente eingesetzt werden, um kurzfristig die Verdauung zu unterstützen. Eine Auswahl passender Produkte finden Sie hier.
Eine gute Ess-Hygiene zeichnen folgende Punkte aus:
• In Ruhe und entspannt essen (ohne Multi-Tasking oder Zeitdruck).
• Sorgfältig kauen.
• Minimale Flüssigkeitsaufnahme kurz vor, während und kurz nach dem Essen, um die Verdauungssekrete nicht zu verdünnen.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten identifizieren
Natürlich stellt sich nun die Frage, wie bestehende Nahrungsmittelunverträglichkeiten identifiziert werden können. Eine Möglichkeit stellen Nahrungsmittelunverträglichkeitstests dar. Auf dem Markt sind unzählige Tests verfügbar, die unterschiedlich viele Nahrungsmittelreaktionen analysieren und verschiedene Parameter nutzen. Gut bewährt hat sich der Food Inflammation Test (FIT). Hierbei werden nicht nur IgG-Reaktionen ermittelt, sondern auch inflammatorische (entzündliche) Komplemente. Der Test identifiziert demzufolge Lebensmittel, auf die der Körper mit einer Entzündungsreaktion reagiert.
Der FIT überprüft die Reaktion auf 132 bzw. 176 Lebensmittel und Lebensmittelzusatzstoffe. Die Anwendung ist sehr einfach. Es wird lediglich Kapillarblut benötigt, welches der Therapeut in der Praxis oder der Patient zu Hause auf ein Sammelkärtchen aufträgt und einsendet. Etwa 2 Wochen nach Eintreffen der Probe im Labor erhält der Patient die Auswertung, an die er sich für die folgenden drei Monate halten sollte. Es ist wichtig, alles zu eliminieren, was eine Entzündung hervorruft. Weitere Informationen zum KBMO-FIT-Test finden Sie hier.
Nicht nur die identifizierten Trigger sollten konsequent aus der täglichen Ernährung verbannt werden, auch eine gezielte Unterstützung der Verdauung ist empfehlenswert. Falls notwendig, beispielsweise bei ausgeprägten Beschwerden oder vorliegenden Schäden (siehe Leaky Gut), sollte zudem die Darmschleimhaut regeneriert werden. Anschließend ist es in der Regel möglich, die ursprünglichen Trigger wieder in die Ernährung aufzunehmen, ohne dass diese eine entzündliche Reaktion hervorrufen.
Eine individualisierte Vorgehensweise und Betreuung ist aufgrund der Komplexität dieses Themas sinnvoll. Denn die Ernährung hat weitreichende Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden.
Hier stellen wir Ihnen das Konzept des Funcional Medicine Coachings vor, welches eine Möglichkeit darstellt, um auf diesem Weg eine qualifizierte und kompetente Begleitung zu erhalten.
Mehr über triggerfreie Ernährung erfahren Sie hier
Alltagstaugliche Tipps zur antientzündlichen Ernährung finden Sie hier