Vitamin E wurde fast 40 Jahre lang ignoriert.
Vitamin E setzt sich aus verschiedenen Tocopherolen zusammen und ist seit ca. 1930 als Nahrungsbestandteil bekannt. Mittlerweile weiss man, dass auch die mit den Tocopherolen verwandten Tocotrienole eine äußerst wichtige Rolle für unsere Gesundheit spielen. Aber es sollte noch bis 1968 dauern, bis Vitamin E beim Menschen als lebenswichtiger Nährstoff anerkannt wurde. In den dazwischen liegenden Jahren wurde es sogar von schulmedizinischen Kreisen verlacht und als ein Vitamin bezeichnet, das „noch eine Krankheit finden muss!“. Das ist vorwiegend darauf zurück zu führen, dass beim erwachsenen Menschen ein klinisch deutlich erkennbarer Mangel an Vitamin E sehr selten ist.
Zusammenhang zu typischen Alterskrankheiten
Mangelerscheinungen können bei Störung der Absorption (Aufnahme im Darm) bei Darmerkrankungen vorkommen. Ein Mangel führt zu Zersetzungserscheinungen der roten Blutkörperchen sowie Muskelschwäche. Von großer Bedeutung sind jedoch latente Mangelerscheinungen von Vitamin E, die nicht nur mit allgemeinen Alterungserscheinungen in Beziehung gebracht werden sondern auch mit Infektionen und zahlreichen weiteren Krankheiten, z. B. Arteriosklerose, Krebs, Rheuma, Diabetes, Nervenerkrankungen (z.B. Alzheimer-Krankheit), Katarakte (Grauer Star, Altersstar), Schlaganfall.
Nach Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben Menschen mit einem niedrigen Vitamin-E-Spiegel ein viermal höheres Risiko, an der Koronaren Herzkrankheit zu sterben als solche mit reichlich Vitamin E im Blut. In diesen Untersuchungen konnte ein noch genauerer Zusammenhang zwischen Vitaminmangel und den Folgen der Arteriosklerose nachgewiesen werden. Die Zahlen sind eindrucksvoll: Fehlt es einem Mann an Vitamin E und auch an Vitamin A, wird er mit Wahrscheinlichkeit von 73 % einen Infarkt erleiden; kommt noch ein Mangel an Vitamin C und Beta-Carotin hinzu, steigt dieses Risiko auf 89 %.
Nach Dr. Pflugbeil ist die wichtigste biologische Funktion von Vitamin E seine antioxidative Wirkung gegen freie Radikale. Sie macht es zu einer wertvollen Hilfe gegen zwei weitere große Krankheiten unserer Zeit: gegen Krebs und gegen Rheuma. Wie Dr. Pflugbeil mitteilt, kann Vitamin E bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises die Entzündung aufhalten und die Heilung unterstützen, den Verbrauch an Medikamenten senken und dadurch deren Nebenwirkungen eindämmen. Hierzu schreibt Dr. Pflugbeil:
„Sowohl bei chronischer Polyarthritis als auch bei aktivierter Arthrose lindert hochdosiertes Vitamin E die Schmerzen in den befallenen Gelenken, es verbessert die Griffstärke der Hand bzw. verlängert die Gehstrecke.“
Vitamin E gilt als das wichtigste fettlösliche Antioxidanz.
Es schützt die fettähnlichen Strukturen der Zellmembran vor dem Einfluss von freien Radikalen. Antioxidanzien findet man in jeder Zelle und in größeren Mengen in Körperflüssigkeiten und im Blut. Verschiedene Zellkomponenten werden durch verschiedene Antioxidanzien geschützt. Strukturen, die Lipide enthalten (Zellwände, Lipoproteine im Blut, Nervenscheiden) sind besonders reich an Vitamin E und Vitamin A und dem Coenzym Q 10. Vitamin C, Cystein und Beta-Carotin zirkulieren in Körperflüssigkeiten außer- und innerhalb der Zellen. Die meisten dieser Antioxidanzien bauen freie Radikale ab, indem sie den „elektronenhungrigen“, freien Radikalen ein Elektron spenden und diese so in stabile, reaktionsschwache Verbindungen verwandeln. Das Antioxidans wird durch diesen Prozess allerdings „aufgebraucht“ oder oxidiert. Deshalb müssen die Körperspeicher für Antioxidanzien ständig nachgefüllt werden.
Ohne Vitamin E würden wir „rosten“ wie altes Eisen. Zusammen mit Vitamin C und Beta-Carotin bildet dieses Vitamin den Schutzschild gegen den oxidativen Angriff auf die Zellstrukturen. Es unterstützt das Immunsystem und verbessert die Reparaturmechanismen der Zellen. Die Sauerstoffversorgung des Gewebes und die Fließeigenschaft des Blutes werden verbessert.
Vitamin E und seine Aufgaben
Vitamin E erfüllt zahlreiche Aufgaben in unserem Körper. Sie lassen sich vor allem auf die antioxidative Funktion von Vitamin E zum Schutz vor freien Radikalen zurückführen. Bei folgenden körperlichen Prozessen spielt Vitamin E eine wichtige Rolle:
- Schutz der Zellwände, Zellmembranen und Hormone
- Förderung des Eiweißstoffwechsels
- Unterstützung des Nervensystems
- Hemmung der Blutplättchenverklumpung
- Stärkung der Immunabwehr
- Verbesserung der Sauerstoffversorgung im Gewebe
Es ist nachgewiesen, dass ein Mangel an Vitamin E die Entstehung von vielen Zivilisationskrankheiten begünstigt. Bei bestehenden Erkrankungen kann die Einnahme von hochdosierten Vitamin-E-Präparaten den Krankheitsverlauf lindern und die Heilung beschleunigen.
Einnahme und Dosierung von Vitamin E
Es tut jeder gut daran, zusätzlich Vitamin E als Nahrungsergänzung zu nehmen. Über die Nahrung allein ist es schwierig Vitamin E in der Menge aufzunehmen, dass der Körper ausreichend damit versorgt ist. Man nimmt Vitamin E vorzugsweise mit den Mahlzeiten ein. Dann wird das fettlösliche Vitamin am besten mit den Nahrungsfetten im Darm verwertet. Seine vorbeugende oder heilende Wirkung kann das Vitamin nur bei einer regelmäßigen Einnahme entfalten.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Frankfurt am Main empfiehlt bei Erwachsenen eine Mindestaufnahme von 12 mg Alpha-Tocopherol täglich. Diese Menge ist aber nur danach berechnet, dass durch sie Mangelsymptome verhindert werden. Der gesundheitliche Nutzen, der durch eine Mehraufnahme von Vitamin E erreicht werden könnte, ist dabei nicht berücksichtigt. Eine solide Dosierung ist ein Vitamin-E-Präparat mit 400 i.E. Dies kann als Unterhaltsdosierung eingenommen werden, aber bei den genannten Erkrankungen auch schon therapeutischen Nutzen zeigen.
Auch die Einnahme hoher Dosen Vitamin E, also bis 1000 i.E. ist zur Entfaltung seiner heilenden Wirkung sehr empfehlenswert. Es sind übrigens auch bei diesen Dosierungen keinerlei toxische Reaktionen oder Nebenwirkungen bekannt geworden. Sogar Mengen von bis zu 2000 i.E. pro Tag sind über einen längeren Zeitraum eingenommen worden, ohne dass irgendwelche Nebenwirkungen beobachtet worden wären.
Menschen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, sollten jedoch mit sehr hohen Dosen vorsichtig sein. Da Vitamin E auf natürliche Weise blutverdünnend wirkt, könnten Personen, die diese Medikamente benutzen, eine erhöhte Neigung zu Blutungen zeigen.
Diabetes-Patienten sollten achtsam sein, wenn sie beginnen, hohe Dosen Vitamin E zu sich zu nehmen, weil das Vitamin den Bedarf an Insulin herabsetzen und niedrigen Blutzucker bei derselben Menge an Insulin produzieren könnte. Hier empfiehlt sich eine allmähliche Steigerung der Dosierung nach anfänglicher Zufuhr von 200 i.E. pro Tag.
Ungesättigte Fettsäuren verbrauchen Vitamin E
Viele fettreiche Nahrungsmittel sind nicht nur reich an Vitamin E, sondern enthalten auch große Mengen an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (z.B. Linolsäure, Omega-3-Fettsäuren). Diese sind im Körper ständig der Gefahr einer Oxidation ausgesetzt. Und um sie davor zu schützen verwendet der Körper Vitamin E als Antioxidans. D.h., ein großer Anteil des aufgenommenen Vitamins wird durch die mit demselben Nahrungsmittel zugeführten – und für unsere Ernährung ebenfalls unentbehrlichen – Fettsäuren sofort wieder verbraucht. So sind zwar Fische relativ reich an Vitamin E, aber ihr hoher Gehalt an Fischölfettsäuren ist dafür verantwortlich, dass der Körper für deren Oxidationsschutz mehr Vitamin E verbraucht, als im Fisch vorhanden ist.
Daher ist es ratsam zusätzlich Vitamin-E-Präparate einzunehmen, wenn man Fischölkapseln als Nahrungsergänzung konsumiert. Dies kann beispielsweise bei Rheuma oder Arteriosklerose der Fall sein. Pro Gramm ungesättigter Fettsäure wird eine Zusatzdosis von 0,9 mg Vitamin E empfohlen.
Tocopherole
Vitamin E ist nicht eine einzige chemische Substanz, sondern es gibt in der Natur insgesamt vier leicht unterschiedlich aufgebaute Tocopherole und vier weitere Stoffe, die Tocotrienole, die über eine Vitamin-E-Wirkung verfügen. Sie sind zwar alle chemisch nah miteinander verwandt, unterscheiden sich in ihrer Wirksamkeit aber stark. Der wichtigste, weil bereits in geringer Dosierung wirksame Stoff ist das Alpha-Tocopherol. Es ist auch die wichtigste Komponente im Körper: Etwa 90% seines Vitamin-E-Gehaltes setzt sich aus Alpha-Tocopherol zusammen. Aber es gibt auch bemerkenswerte Mengen an Beta-, Gamma- und Delta-Tocopherol in unserer Nahrung. Aufgrund der unterschiedlichen Wirksamkeit der einzelnen Verbindungen ist ein Vergleich von Vitamin-E-Gehalten in Nahrungsmitteln schwierig. So hat z.B. Sojaöl einen höheren Tocopherol-Gehalt als Sonnenblumenöl. Trotzdem ist die Vitamin-E-Aktivität von Sonnenblumenöl höher, weil das Vitamin E in Sojaöl in Form von Gamma-Tocopherol vorliegt, während es in Sonnenblumenöl hauptsächlich aus Alpha-Tocopherol besteht, welches eine 10 mal größere Potenz hat. Daher werden die Mengen an Vitamin E oft in sogenannten “Internationalen Einheiten” (i.E.) angegeben. Diese Größe bezieht sich auf die biologische Wirksamkeit. Dabei gilt als Umrechnungsfaktor: 1 Milligramm Alpha-Tocopherol = 1,49 i.E.
Tocotrienole
Die erwähnten vier „Vettern“ der Vitamin-E-Familie, die Tocotrienole, galten lange als Substanzen, die wenig Bedeutung für unsere Gesundheit zu haben schienen. Das hat sich in jüngster Zeit schlagartig geändert, spätestens seit eine fünfjährige Doppelblind-Studie zu einem erstaunlichen Ergebnis kam: Tocotrienole sind 40–60 mal stärker in der Bekämpfung von oxidativen Schäden an unseren Zellen als die als Vitamin E klassifizierten Tocopherole.
An dieser Studie waren 50 Patienten im Alter zwischen 49 und 83 Jahren beteiligt, deren Halsschlagader (Karotidarterie) durch arteriosklerotische Ablagerungen (Plaques) verengt waren. Die Halsschlagader ist die Hauptarterie für die Blutversorung des Gehirns und ihre Verengung erhöht natürlich das Risiko eines Schlaganfalles. Der Grad der Verengung reichte von 15–79 %. Viele der Patienten hatten bereits einen Schlaganfall ohne Behinderungsfolgen erlitten. Die teilnehmenden Patienten erhielten außer 100 mg Vitamin E täglich 650 mg gemischte Tocotrienole (Alpha-Tocotrienol und Gamma-Tocotrienol). Nach 18 Monaten hatte sich der Gesamtzustand von 25 Patienten deutlich gebessert, bei sieben weiteren Patienten hatten sich darüber hinaus die Cholesterin-Ablagerungen in der Arterie so verringert, dass das Schlaganfall-Risiko signifikant gesunken war.
„Auf jeden Fall hat die Studie deutlich gezeigt, dass Vitamin E, hauptsächlich als Tocotrienol, die Arterienwände irgendwie sauberschrubben und die Verkalkungen fortspülen konnte.“
meinte Dr. Marvin Bierenbaum, der die Studie durchführende Kardiologe. Er nennt es eine „bahnbrechende Studie“, die beweist, „dass es eine Alternative zur Chirurgie“ gibt. Dr. Bierenbaum setzt zur Behandlung seiner Patienten natürlich auch Alpha-Tocopherol, also gewöhnliches Vitamin E ein, aber für den Abbau der Verkalkungen in den Karotid-Arterien macht er hauptsächlich die Tocotrienole verantwortlich.
Andere Studien mit Tocotrienolen ergaben ähnlich vielversprechende Resultate. So berichtet A. Qureshi über einen Versuch, bei dem die Probanden über einen Monat täglich 200 mg Gamma-Tocotrienol erhielten. Dabei ergab sich eine Verringerung der (überhöhten) Cholesterinwerte um nicht weniger als 30 %. Bemerkenswert in dieser Untersuchung war auch, dass Thromboxan, ein Blutbestandteil, der unerwünschte Verklumpungs- und Entzündungsneigung fördert, um mehr als 20 % zurückging. Das Gamma-Tocotrienol hatte also einen positiven Effekt auf die Fließeigenschaften des Blutes.
Tocotrienole sind in Gersten- und Reiskleie enthalten, wenn auch nicht in therapeutisch wirksamen Mengen. Die weitaus beste natürliche Quelle ist das Palmöl, aber nicht in seiner gehärteten Form als Palmfett. Gehärtetes Palmfett sollte – wie alle gehärteten Fette – besser nicht für die Ernährung verwendet werden. Die angebotenen Tocotrienol-Supplemente werden meist aus Palmöl gewonnen. Die empfohlene Tagesdosierung liegt zwischen 100 und 300 mg.