Wie wichtig eine intakte Darmflora für den menschlichen Organismus ist, zeigt die Aktivität der Buttersäure in unserem Darm. Buttersäure ist unentbehrlich für die Gesundheit der Darmschleimhaut. Zum Glück gibt es „gute” Darmbakterien, vor allem das anaerobe Bakterium Faecalibacterium prausnizii, die unsere Darmgesundheit u. a. dadurch fördern, dass diese aus den in unserer Nahrung enthaltenen Eiweißen, Fett-Verbindungen, Kohlenhydrat-Ketten und Ballaststoffen die kurzkettige Fettsäure Butyrat (Buttersäure) und ihre Schwestern Acetat (Essigsäure) und Propionat (Propansäure) produzieren.
Warum ist Buttersäure (Butyrat) so wichtig für eine normale Darmfunktion?
Butyrate sind kurzkettige Fettsäuren, deren Grundgerüst aus einer Kette von vier direkt benachbarten Kohlenstoff-Atomen basiert. Die Zellen der Darmschleimhaut, aber auch viele der im menschlichen Darm angesiedelten Darmbakterien, resorbieren diese kurzkettigen Fettsäuren, um Energie zu gewinnen. Bis zu 10% seines täglichen Energiebedarfs deckt der Mensch über solche kurzkettige Fettsäuren ab. Dabei wird die Essigsäure (= Acetat, basierend auf einer Kette von zwei Kohlenstoff-Atomen) vor allem im Muskelgewebe und die Propansäure (Propionat, basierend auf einer Kette von drei Kohlenstoff-Atomen) in der Leber verstoffwechselt. Die Buttersäure (Butyrat) aber ist zuständig für die Versorgung der obersten Schicht der Darmzellen, der Epithelzellen. Sie liefert ihnen Energie und Nährstoffe und sorgt dafür, daß sich neue Zellen für die ständig stattfindende zellulare Erneuerung des Darms bilden können.
Der Einfluss von Buttersäure auf entzündliche Prozesse im Darm
Bei einer Fehlbesiedlung des Darms (Darmdysbiose) kann es zu einer Zerstörung der Oberfläche der Darmschleimhautzellen kommen; denn die Ernährung und Energieversorgung der Darmschleimhaut sind ja nur dann gewährleistet, wenn die Darmbakterien einer gesunden Darmflora in ausreichender Menge vorhanden sind. Ist das nicht der Fall, wird die Darmschleimhaut unterversorgt und verändert in der Folge ihre Struktur.
Derartige strukturelle Veränderungen am Mikrobiom bzw. am Aufbau der Darmschleimhaut können nicht nur zu Verdauungsproblemen und zu einer allgemein verschlechterten Nährstoffaufnahme führen, sondern früher oder später meist auch in einer Entzündung des Darmschleimhaut-Epithels mit dem Erscheinungsbild einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung gipfeln, und somit schließlich in einer gestörten Funktion oder gar in einem vorzeitigen Absterben der Schleimhautzellen.
Das Leaky-Gut-Syndrom als Folge einer unterversorgten Darmschleimhaut
Durch die Unterversorgung der Darmzellen mit Buttersäure und anderen „Darm-Nährstoffen” kommt es nicht selten auch zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, weil die dort angesiedelten Epithel-Zellen keinen intakten Zusammenhalt mehr bilden. Dies führt zu dem gefürchteten Darmdurchlässigkeits-Syndrom „Leaky-Gut“.
Hierbei kommt es zu einem verstärkten Einstrom von Makro-Molekülen (körperfremde Eiweiße, unverdaute Nahrungsmittel-Bestandteile, Bakterien und/oder deren Fragmente, exogene und/oder auch enterogene Toxine) durch die Zell-Zwischenräume in den Blutkreislauf. Die Folge davon ist eine erhöhte Gesamtkörperbelastung, die insbesondere die Leber und das Immunsystem betrifft und oftmals mit schädlichen immunologischen Reaktionen wie z. B. Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, Allergien und anderen systemischen Entzündungsreaktionen einher geht.
Die Schlüsselrolle von Faecalibacterium prausnitzii bei der Buttersäure-Produktion (und bei Morbus Crohn)
Das anaerobe Darmbakterium Faecalibacterium prausnizii ist im Komtext des menschlichen Mikrobioms der wohl wichtigste Erzeuger von Buttersäure (chem.: Butyrat). Faecalibacterium prausnizii kann eigentlich alle im Nahrungsbrei enthaltenen Makronährstoffe (also: Eiweiße, Fette/Fettsäuren, Kohlenhydrate und Ballaststoffe) in die kurzkettigen Fettsäuren Butyrat (Buttersäure), Acetat (Essigsäure) und Propionat (Propansäure) umwandeln.
Neben seiner Fähigkeit, im Innern des Darms Buttersäure zu bilden, verfügt Faecalibacterium prausnitzii auch über entzündungshemmende Eigenschaften.
Bei Patienten mit chronisch-entzündlichem Geschehen, aber auch bei Darmkrebs (s. u.), wird häufig eine ungewöhnlich niedrige Buttersäure-Konzentration im Darm beobachtet. Jüngere Studien zeigen, dass bei Patienten mit Morbus Crohn auch das Bakterium Faecalibacterium prausnitzii vermindert war. Dieser Effekt konnte auch schon in früheren Studien bei Kindern mit Morbus Crohn nachgewiesen werden.
Wie Buttersäure der Entstehung von Darmkrebs entgegenwirkt
Im Fokus des wissenschaftlichen Interesses steht die Fähigkeit der Buttersäure, chemopräventiv zu wirken. Das bedeutet: Buttersäure (Butyrat) wirkt der Entstehung von Krebszellen entgegen, indem sie die Zellvermehrung reguliert und dabei die Tumorbildung sowie die Infiltration des Tumors in gesundes Gewebe hemmt. Zugleich regt Butyrat die Aktivität der NK-Zellen an, die als „natürliche Killerzellen” in der Lage sind, abnormale Zellen wie Tumorzellen und virusinfizierte Zellen zu erkennen und abzutöten.
Vergleicht man die Konzentration von Buttersäure im Dickdarm mit der an dieser Stelle statistischen Häufigkeit von Darmkrebs, so ergibt sich ein überzeugendes Bild: Dort, wo die Buttersäure-Konzentration am niedrigsten ist, findet sich die größte Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines Darmkrebses.
Zusammenfassung und Fazit
Neuere Forschungsergebnisse und Therapieversuche mit Butyrat-Verbindungen haben erstaunlich positive Ergebnisse bei der Bekämpfung einer Reihe von schweren Krankheitsbildern gezeigt, die speziell die Darmschleimhaut betreffen, darunter u. a. Leaky-Gut, Morbus Crohn und Darmkrebs. Der heutige wissenschaftliche Kenntnisstand legt den Schluss nahe, dass eine zuvor oft unterschätzte Hauptaufgabe des Dickdarms und der dort beheimateten Darmbakterien darin liegt, eine optimale Versorgung des Körpers mit Buttersäure zu gewährleisten; denn Buttersäure dient nicht nur der Energiebereitstellung, sondern auch dem Schutz der Barrierefunktion des Darms und der Unterstützung des Immunsystems. All dies zahlt sich natürlich auch für gesunde Personen aus. Die gezielte Zufuhr von Buttersäure über die Nahrung bzw. als Nahrungsergänzung kann dabei eine wertvolle Hilfe sein.
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