Proteine, auch als Eiweiße bezeichnet, sind an vielen Prozessen im menschlichen Körper beteiligt. Sie sind Bestandteile fast aller Organe und regulieren als elementarer Baustein von Enzymen den Stoffwechsel. Alle Proteine sind wiederum aus lebenswichtigen Aminosäuren zusammengesetzt. Diese Aminosäuren werden vom Körper verwendet, um funktionelle Proteine wie Neurotransmitter, Hormone und Enzyme zu produzieren. So unterstützen sie beispielsweise die Verdauung, den Stoffwechsel und den Blutfluss, oder sie werden vom Körper für den Muskelaufbau und zur Straffung und Reparatur der Haut genutzt. Die einfachste und wohl auch vielseitigste dieser Aminosäuren, das Glycin, zeichnet sich dadurch aus, dass sie den Muskelaufbau fördert, unsere Gelenke schützt, die geistige Leistungsfähigkeit erhöht und Entgiftungsprozesse ermöglicht.
Glycin liefert das Grundgerüst für den Aufbau anderer Aminosäuren
Die erstaunlich vielen und äußerst breit gestreuten Aufgabenbereiche, die Glycin im Organismus abdeckt, sind kein Zufall, denn Glycin ist unter all den essentiellen und nicht-essentiellen Animosäuren, die von Bedeutung für den menschlichen Körper sind, diejenige mit der einfachsten Molekülstruktur. Genauer: Die Molekülstruktur von Glycin liefert quasi das Grundgerüst, auf dem all die anderen Aminosäuren aufbauen. Damit ist Glycin quasi auf molekularer Ebene der kleinste gemeinsame Nenner bei Umwandlung bzw. bei der körpereigenen Synthese von (nicht-essentiellen) Aminosäuren!
Glycin fördert den Muskelaufbau
Zahlreiche Studien belegen, wie wichtig Glycin für unseren Muskelaufbau ist. Glycin ist die im Kollagen am häufigsten vorkommende Aminosäure. Kollagen ist ein Strukturprotein, das verschiedene positive Auswirkungen auf die Gesundheit (und Schönheit) der Haut, Gelenke und Knochen hat. Durch die Beteiligung der Aminosäure am sogenannten „Keratinstoffwechsel” entsteht im Körper Keratin. Dieses liefert den Muskeln Energie und sorgt für mehr Muskelmasse. Der tolle Nebeneffekt: Auch Haut, Harre und Fingernägel profitieren von Glycin. Es glättet und strafft die Haut und kräftigt die Haarstruktur.
Glycin für gesunde Knorpel
Wie bereits erwähnt ist Glycin ein Hauptbestandteil des Kollagens, welches wiederum zum Aufbau bzw. zur Reparatur von Bindegewebe und Gelenkknorpeln zwingend benötigt wird. Im Gelenkknorpel ist Kollagen für die Festigkeit und Dämpfungseigenschaften des Knorpelgewebes verantwortlich. So schützt Glycin die Gelenke, wodurch arthritische Schmerzen verhindert werden und die Funktionalität der Gelenke verbessert wird. Glycin kann also zusammen mit anderen Nahrungsergänzungen dazu beitragen, die Gelenkgesundheit zu erhalten und die Gelenkbeweglichkeit zu verbessern.
Glycin für optimale geistige Leistungsfähigkeit
Die Einnahme von Glycin wird insbesondere mit dem Erhalt und der Verbesserung von Gedächtnis- und Lernprozessen verbunden. Es hat sich gezeigt, dass Glycin die Abfrage von Erinnerungen sowie die Aufrechterhaltung von Konzentration und Aufmerksamkeit erheblich verbessern kann. Daher kann Glycin einen wesentlichen Beitrag dabei leisten, die mentale Leistungsfähigkeit (bei der Arbeit, im Studium) zu optimieren.
Hierbei kann Glycin auch solchen Personen zugute kommen, bei denen die geistige Leistungsfähigkeit kurzzeitig (akut) durch äußere Faktoren quasi „sabotiert” wird, wie beispielsweise infolge eines Jetlags oder bei der Schichtarbeit, oder wenn das Gehirn aufgrund von Schlafmangel oder Schlafstörung schlechter arbeitet.
Glycin reguliert den Blutzucker-Haushalt
Auch zur Senkung von zu hohen Blutzucker-Werten kann die Einnahme von Glycin entscheidend beitragen. Es hat sich gezeigt, dass durch Glycin die Freisetzung des Hormons Glucagon, welches die Ausschüttung von Zucker aus der Leber ins Blut bewirkt, herabgesetzt wird. Dadurch wird verhindert, dass der Blutzuckerwert zu sehr in die Höhe steigt und Schäden in den Organen anrichtet.
Glycin hilft bei der Entgiftung
Wenn wir älter werden lässt in aller Regel auch die Aktivität unserer Entgiftungsenzyme nach, unter anderem weil die Leistungskraft unseres schlagkräftigsten Entgiftungsorgans, also der Leber, von Jahr zu Jahr nachlässt. Das epidemisch (mit etwa 20–30%) in der westlichen Welt um sich greifende Symptom der „nicht alkohol-bedingten Fettleber” zeigt an, wie überfordert unser Körper mit Fehlernährung, Giftbelastungen und Medikamentenmissbrauch ist.
Glycin hilft dem Körper, die in der Phase I der Entgiftung bereits verstoffwechselten Fremdstoffe weiter zu so genannten Glycin-Konjugaten zu transformieren. um diese dann schließlich — in Phase II der Entgiftung — über Nieren, Haut oder Gallensäuren leichter auszuscheiden.
Brandaktuell wird über die Bedeutung einer Extra-Glycin-Zufuhr bei Menschen geforscht, die besonders stark mit Pflanzenschutzmitteln (Pestiziden) belastet sind (u. a. auch Glyphosat). Die damit verbundenen Forschungshypothesen und Hoffnungen bzgl. der aktuellen Glyphosat-Problematik ist leicht zu verstehen: Da Glyphosat und Glycin um die dieselben Rezeptoren (substanzspezifische Andockstellen auf der Zellmembran) konkurrieren, kann eine hohe Glyphosat-Belastung zum einen sehr effizient in den Körper eindringen (zumal es hierfür relativ viele „passende” Rezeptoren bzw. Rezeptor-Subtypen gibt) und zum anderen die Phase-II-Entgiftung durch einen (u.a. auch dadurch erzeugten) Mangel an Glycin hemmen.
Fazit:
Glycin zählt unter all den essentiellen und nicht-essentiellen Aminosäuren, die für einen reibungslosen Ablauf sämtlicher Stoffwechselprozesse im menschlichen Körper erforderlich sind, fraglos zu den vielseitigsten Protagonisten aus der Gruppe aller ernährungsphysiologisch relevanten Aminosäuren.
Sicherlich gibt es für einige hochspezielle Anwendungsziele, die wir im Rahmen dieses Artikels ganz bewusst(!) ausgeklammert haben, besser geeignete Aminosäuren wie z.B. die so genannten BCAAs (also die drei verzweigtkettigen Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin) zum Muskelaufbau oder das Glutamin zur Pflege der Darmschleimhaut. — Doch wer allein mit Hilfe einer einzigen Aminosäure bereits ein möglichst breites Spektrum elementarer Körperfunktionen unterstützen möchte oder wer eines der oben näher im Detail erläuterten Anwendungsziele verfolgt, ist in aller Regel bestens damit beraten, das diffizile Gleichgewicht im gesamten Aminosäuren-Haushalt zunächst einmal durch die bedarfsgerechte Zufuhr einer Extraportion Glycin positiv zu beeinflussen.
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