Histidin ist eine Aminosäure und wird als semi-essenziell eingestuft. Gesunde Erwachsene können Histidin teilweise in der Leber synthetisieren, ein Großteil muss jedoch über die Nahrung aufgenommen werden. Die Eigensynthese verhindert für eine gewisse Zeitspanne, dass es zu einem schwerwiegenden Mangel kommt, sollte die Nahrung vorübergehend nur unzureichende Mengen Histidin liefern. Da diese Funktion bei Kindern noch nicht vollständig ausgebildet ist und Histidin während der Wachstumsphasen unerlässlich ist, gilt die Aminosäure für Kinder und Jugendliche als essenziell. Weiterhin kann sie bei bestimmten Erkrankungen wie Niereninsuffizienz essenziell werden.
Histidin ist hauptsächlich am Wachstum und an Reparaturprozessen beteiligt. Sie ist auch eine wichtige Substanz in den Myelinscheiden, welche die Nerven schützen. Histidin dient außerdem der körperlichen Abwehr, da es die Vorstufe des Botenstoffes Histamin ist. Histamin wird häufig mit Allergien und überschießenden Immunreaktionen in Verbindung gebracht – in der richtigen Menge ist es jedoch von enormer Bedeutung für die Gesundheit. Unter anderem wehrt Histamin Fremdkörper ab, sorgt für eine normale Wundheilung und spielt eine Rolle bei der Immunfunktion, Entzündungsregulation sowie der Gefäßkontraktionen.
Histidin ermöglicht im roten Blutfarbstoff Hämoglobin und im muskulären Myoglobin die Bindung von Eisen und ist deshalb direkt an der Qualität des Sauerstofftransportes im Körper beteiligt. In den Mitochondrien (“Zellkraftwerke”) bindet es Metallionen und wirkt unter anderem an der Atmungskette und Energiegewinnung mit.